Die Netiquette liegt in der Ecke und heult! Mobbing = Demokratie?

Ich habe lange überlegt, ob ich ein Thema zum Netzpolitik.org-Artikel über das Schäuble-Werbeplakat schreiben sollte oder nicht. Schließlich ist dieser Blog ja hier hauptsächlich ein Technik-Blog und kein Politik-Blog. Ich habe mich aber schlußendlich dafür entschieden über die heutigen Vorkommnisse zu schreiben:

Es begann mit einer Remixkampagne bei Netzpolitik.org in der das Wahlplakat der CDU mit Schäuble als Porträt welches in einem Wettbewerb unter den Netzusern satirisch verändert werden sollte. Nach der Remixkampagne hatte sich wiederrum die Fotographin gemeldet mit Hinweis auf Ihr Urheberrecht (was meiner Meinung ihr gutes Recht ist), woraufhin einige aus der Netzgemeinde sie diffamiert und auf das böseste angegriffen haben.

Ich persönlich finde es sehr bedenklich, wie viele aus dem Netz mit Ihrem Gegenüber umgehen als wären es nur Maschinen ohne Gedanken oder Gefühlen. Es verwundert mich immer wieder wie viele auf einmal Ihre, in der realen Welt gebildeten Scheuklappen, im Netz hemmungslos verlieren und einzelne Menschen mobben, diffamieren, persönlich angreifen und den Tod wünschen. Es werden im Xing-Netzwerk Wahlen manipuliert und Blogs von Menschen per DDos-Attacke abgeschossen, die in der neuen Vodafonekampagne Werbung machen.

Insbesondere die online stattfindende Wahlmanipulation über Skripting und Drittsoftware macht die Online-Wahlmöglichkeiten absolut unaussagekräftig und ich frage mich immer öfters, ob diejenigen, die per Skript Wahlmanipulation betreiben, auch im wahren Leben als Wahlhelfer noch ein paar mehr Wahlzettel heimlich in die Wahlurne schmeißen würden nur zur Erreichung des Zieles wegen!

Wenn wir so weit sind, ist die Netzgemeinde auch nicht besser als viele andere Diktatoren und Ihre Lakaien in Iran, Nordkorea oder Sudan. Man ist dann schon gar nicht besser als die Konservativen Betonköpfe von der CDU.

Richtig dagegen ist ein kritischer aber vor allen Dingen auch sachlicher Umgang in Diskussionen, vor allen Dingen im Internet. Liberal und basisdemokratisch sein zu wollen, bedeutet im übrigen auch Anderesdenkende zu respektieren.

Fangt bitte endlich an fair mit- und untereinander im Netz umzugehen! Lest euch die Netetuiquette auf der Wikipedia durch und beherzigt Sie! Hört auf Forentrolle zu füttern und fangt endlich an daran zu denken, dass auf der anderen Seite der Leitung ein Mensch aus Fleisch und Blut sitzt! Hört auf den Internetpranger als Demonstration gegen die Obrigkeit verkaufen zu wollen. Der Pranger war im Mittelalter auf den Marktplätzen deutscher Städte ein gefürchtetes Folterinstrument. Lasst Ihn dort und rettet Ihn nicht in das 21. Jahrhundert hinein.

Ich will diesen Artikel mit einem Zitat meiner Mutter schließen, den Sie mir oft als Kind gesagt und ich will fast sagen eingebläut hat: „Was du nicht willst, dass man dir tut, das füg‘ auch keinem andern zu!“ 

So und nun dürft Ihr gerne mit mir sachlich darüber diskutieren. Euer Sascha

 

Update: Ich wollte nur noch eine kleine Anmerkung zu meinem bisher geschriebenen machen. Ich weiß dass nur ein prozentualer Anteil DDOS-Attacken, Wahlmanipulation etc. pp. betreibt und über die Stränge schlägt und ich noch weniger von denjenigen hier erreiche (und wenn ich mit diesem Artikel nur einen zum nachdenken angeregt habe, hat sich meiner Ansicht dieser Blogeintrag gelohnt). Mir ging‘ es hauptsächlich darum jeden einzelnen von Euch zum Nachdenken anzuregen und jeder sich selbst die Frage stellen sollte ob sein Verhalten richtig ist oder nicht. Man kann menschlich viel besser miteinander umgehen, wenn man zwar kritisch, aber fair bleibt.

4 Kommentare

  1. Moin!

    Ich finde gut, dass du soetwas mal offen ansprichst! Gleichzeitig solltest du aber auch deutlich machen, dass es sich hier um eine Minderheit handelt. Die die am lautesten schreien bekommen die meiste Beachtung, bzw. fallen einfach am stärksten auf. Ich denke häufig sind sie einfach übermotiviert oder einfach nur beschränkt in ihrer Ansichtsweise.

    Diese Leute gibt es überall und gerade in den momentan sehr emotional geführten Diskussionen über verschiedenste politische Themen ( 😉 ) wird mal schnell über die Stränge geschlagen.

    Diese Leute wird es auch immer geben – es ist nichts Neues. Deshalb wird dein Appell auch diese Leute nicht erreichen. Weil sie das, was sie tun für richtig und gerecht halten. Das dabei die Verhältnismässigkeit verloren geht wird von ihnen wohlwollend übersehen.

    Aber um es nocheinmal zu sagen: Es sind einige wenige. Lass es 0,5 % einer bestimmten Gruppe sein. Angenommen diese Gruppe umfasst 10.000 Personen – dann wäres das 50 „Irre“ die solche DDos-Atacken, Wahlmanipulationen etc. betreiben. Ich denke also nicht, dass das repräsentativ für eine Gruppe sein kann.

    Ich will dir auch gar nicht unterstellen, dass du das mit deinem Artikel ausdrücken wolltest – auf mich persönlich hat es aber so den Eindruck gemacht. Eventuell könntest du ja darauf nochmal Bezug nehmen.

    —————————-
    Um mal neben den Online-Umfragen, die manipuliert worden sind auch mal die anzusprechen, die überrannt worden sind von beispielsweise Piratenpartei-Anhängern:

    Ich denke hier wird einfach ein grundsätzliches Problem deutlich, was immer offensichtlicher wird:

    Die Gruppe der Internetnutzer wird nicht gehört: Also will sie sich Gehör verschaffen. Viele tuen das mit legitimen, andere (einige wenige) mit manipulativen Mitteln (siehe oben). Ich denke also auch, dass das in deinem Artikel kritisierte Verhalten einfach ein Nebeneffekt dieses Spannungsverhältnis ist.

    Und zum Abschluss noch mal ein Zitat von mir: „Spinner gibts überall“ 😀

  2. Hallo Lundner ich wollte natürlich nicht alle über einen Kamm scheren. So etwas liegt mir fern 🙂 es ging mir hauptsächlich darum, die wenigen, die diffamieren etc. pp. zum Nachdenken gebracht werden sollen. Und wenn nur einer nach diesem Blogeintrag nachdenkt hat es sich schon gelohnt. Was den Eindruck des „Über-Einen-Kamm-Scheren“ angeht werde ich noch ein kleines Update setzten.

    Mfg
    Sascha

  3. admin :
    Und wenn nur einer nach diesem Blogeintrag nachdenkt hat es sich schon gelohnt.setzten.

    „Und wenn auch nur einem Kind damit geholfen wird …“ fällt mir dazu spontan ein 😀

    Ich hätte dir das auch nicht so zugetraut mit dem über den Kammscheren – und wie gesagt deinen Aufruf finde ich ansonsten ganz gut 🙂

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